Schwarzbier

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von Hopfen sei Dank
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10. Oktober 2023
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Was ist Schwarzbier?

Schwarzbier ist ein untergäriges, dunkelbraunes bis schwarzes Vollbier aus Deutschland, welches subtile Röstnoten mit einer malzigen Süße und einer ausgewogenen Hopfenbitterkeit verbindet.

Die Key Facts zum dunklen, deutschen Bierstil Schwarzbier

·       Stammwürze: 11,5-13°P

·       IBU: 20-30

·       Alkoholgehalt: 4,4-5,4% Vol.

·       Untergärige Lagerbierhefe

·       Ursprung: Deutschland

·       Geschmacksprofil: malzig, schlank, dezente Zartbitterschokolade- und Kaffeearomen 

Woher kommt die dunkle Farbe im Schwarzbier?

Wenn man so ein Schwarzbier im Glas hat, so ist man doch immer wieder fasziniert, wie dunkel ein Bier doch sein kann. Die Färbung erhält das Schwarzbier durch die Verwendung dunkler Malze, sogenannter Röstmalze. Diese Malze werden zumeist aus Gerste hergestellt und nach der Keimung erst bei niedriger, dann bei hoher Temperatur lange gedarrt. Und ähnlich wie beim Toasten von Brot oder dem Rösten von Kaffee: je länger ein Produkt Hitze ausgesetzt ist, desto dunkler wird es und desto mehr Röstaromen entstehen.

Geschmacklich sorgen die dunklen Röstmalze für Aromen von Zartbitterschokolade, Kaffee oder Karamell, wobei aber das typische Aroma von Malz weiter prominent im Geschmacksprofil erhalten bleibt und so in Summe das typische Schwarzbier-Feeling auf der Zunge erzeugt.

Auch wenn man das Malz durch die komplexe Schüttung gut schmecken kann, so sind die meisten Schwarzbiere eher schlank als vollmundig zu bezeichnen. Diese Schlankheit sorgt für eine ausgesprochen hohe Trinkbarkeit. Im Vergleich zum Münchner Dunkel oder einem dunklen, tschechischen Lagerbier ist das Schwarzbier deutlich leichter. Der Hopfen spielt dabei lediglich eine untergeordnete Rolle und nimmt die Rolle des Gegenspielers zum Malz ein, denn durch den Einsatz von Hopfen wird die Süße des Malzes austariert.

Die Malzgkeit ist für den Stil Schwarzbier unabdingbar und so ist die Karbonisierung moderat.

Was ist der Unterschied zwischen Dunkelbier und Schwarzbier?

Der Name Dunkelbier beschreibt lediglich die Farbe eines Bieres, eben den Unterschied zwischen hellen und dunklen Bieren. Unter der Beschreibung Dunkelbier fallen somit unter anderem die Bierstile Schwarzbier, dunkles Hefeweizen, dunkles Bockbier und sogar das Malzbier.

Was unterscheidet ein Schwarzbier von anderen Bierstilen?

Allgemein kann man das Schwarzbier als dunkles, deutsches Lagerbier einordnen, wobei es aber auch nicht zwingend mit Bierstilen wie Porter oder Stout zu vergleichen ist. Woran das liegt? 

Fangen wir bei der Optik an: ein Schwarzbier ist in der Regel nie ganz Pechschwarz so wie manche Stouts, sondern tendiert zu einem tiefem dunkelbraunen Ton. Wenn man das Bier gegen das Licht hält, sieht man meistens an den Rändern des Glases einen rubinroten Schimmer. 

Des Weiteren ist das Schwarzbier, im Gegensatz zu Porter oder Stout, untergärig vergoren. Das heißt, dass wie beim Pils, Märzen oder Export eine untergärige Lagerbierhefe verwendet wird, welche am besten bei niedrigen Temperaturen arbeitet. Die kalte Gärführung reduziert deutlich die Produktion von Estern bzw. Hefearomen. In Summe führt die zu einem neutralem Profil, welches besonders die anderen Zutaten hervortreten lässt. Beim Schwarzbier sind das natürlich vor allem die besonders charaktervollen und geschmacklich interessanten Röstmalze mit der typischen Charakteristik.

Zur Abgrenzung des Schwarzbiers zu einem Münchner Dunkel, dunklem Export Bier oder Märzen, ist die Farbe des Schwarzbiers viel dunkler. Auch stehen beim Schwarzbier die Kaffee- oder Schokoladenaromen im Vordergrund und ein Münchner Dunkel ist dagegen durchaus schlanker und grenzt sich durch brotige Aromen ab

Kann man das Schwarzbier zum Kochen verwenden?

Malzige Biere eigenen sich zumeist sehr gut zum Kochen. Dies liegt einfach an der Süße, welche durch das vordergründige Geschmacksprofil des Malzes entsteht und an dem sehr dezenten Einsatz von Hopfen. Der Hopfen sorgt für die Bitterkeit und diese ist beim Kochen nicht erwünscht. Ein Schwarzbier kann dann im Prinzip beim Kochen so eingesetzt werden wie ein Rotwein. Die klassischen bayrischen Gerichte  “Schweinebraten mit Schwarzbiersauce” oder das “Biergulasch” sind nur zwei Zubereitungsarten, wo ein Schwarzbier brilliert. Geheimtipp: zu empfehlen ist auch der Einsatz von Schwarzbier bei Zubereitung eines Sauerbratens und das schon bei der Säuerung des Fleischen sowie beim späteren Garen und Herstellung der Sauce.


Woher kommt das Schwarzbier?

Wie viele andere Lagerbiere kommt dieser Bierstil aus Deutschland und ist historisch vor allem in Thüringen, Sachsen und Franken verankert. Die Geschichte des Schwarzbieres reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück, wo es 1309 das erste Mal urkundlich festgehalten wurde. So scheint die „Braunschweiger Mumme“ zur Zeit des Mittelalters äußerst beliebt gewesen zu sein. In 1543 gab es in Thüringen die Schwarzbierbrauerei “Köstrizer Erbschenke”. Man kann hier behaupten, dass diese Brauerei die Mutter der heutigen “Köstrizer Schwarzbierbrauerei” war.

Im Laufe der Jahre ereilte das Schwarzbier jedoch dasselbe Schicksal wie vielen anderen dunklen Bierstilen. Durch die immer beliebter werdenden hellen Lager- und Weizenbiere nahm die Popularität des Schwarzbiers stetig ab, mit einer Außnahme: in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik war das Köstrizer Schwarzbier äußerst beliebt, so beliebt, dass die Bürger der DDR dieses Bier als Gastgeschenk an den Plattensee mitnahmen und das Bier nach Ungarn exportiert wurde.

Einen erneuten Aufschwung erfuhr das Schwarzbier nach der Wiedervereinigung, ebenfalls durch die Köstritzer-Brauerei, die heute wohl größte Schwarzbierbrauerei. 

Besonders in den neuen Bundesländern, als lokale Spezialität, findet das Schwarzbier wieder viele Abnehmer. Bundesländer wie Sachsen, Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern sind heute Heimat der Schwarzbier Braukultur. Aber auch im Ruhrgebiet wird das Schwarzbier von mehreren Brauereien hergestellt. So zum einen von der Bergmann Brauerei aus Dortmund, Moritz Fiege aus Bochum und auch der Craftbier-Marke Brauwerk Schacht 8. 

Lecker, süffig und trotzdem mal was anderes; so kann man das Schwarzbier abschließend betrachten. Vor allem wenn ihr es noch nicht probiert habt, sollte es unbedingt auf eurer Bucket-List stehen!

Oliver Daniel Sopalla

Autor: Oliver Daniel Sopalla

Oliver ist Mitbegründer von Hopfen sei Dank. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Philipp Pöss hat er die Biergenuss-Bewegung ins Leben gerufen. Neben den großen Hopfenfesten, Biertastings und Biershows kümmert sich Oliver auch um die redaktionellen Belange bei Hopfen sei Dank. Da er in seinem vorherigen Leben u.a. Chefredakteur war, hat er neben seiner Bierexpertise auch umfangreiches Expertenwissen rund um das geschrieben Wort.

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