Biertasting oder Bierprobe?

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Biertasting oder Bierprobe?

Im ursprünglichen Sinne sind ein Biertasting, eine Bierprobe oder Bierverkostung eine Qualitätskontrolle, bei welcher der Geruch, der Geschmack und die Optik des Bieres überprüft werden. Heute wird als Biertasting oder Bierprobe gerne eine Veranstaltungsform bezeichnet, bei der verschiedene Biere verkostet werden und die Teilnehmenden Informationen zu den Bieren und dem Brauprozess erhalten, sowie vieles zu der historischen Entwicklungen des Brauwesens erfahren, nebst Anekdoten und Besonderheiten.

Ein Biertasting wird durch einen Bierexperten geleitet. Dies sind Personen, die sich von Berufswegen mit Bier beschäftigen, etwa Brauer, Bierhändler, Journalisten, Gastronomen oder Biersommeliere.

Ablauf eines Biertastings

Um im Rahmen einer Bierprobe Biere bewerten zu können gibt es eine Reihenfolge, nach der man im allgemeinen vorgeht:
Wie trinkt man Bier richtig? Um alle Aromen wahrzunehmen, ist sowohl die Nase entscheidend wie auch der gesamte Mundraum.
Wie sieht das Bier aus? Es werden beim Beobachten Klarheit, Farbe und Schaumbildung überprüft. Dies gibt im ersten Schritt schon viel Aufschluss über das Bier.
Die Nase: Man riecht an dem Bier. Geübte Nasen können beim Riechen Bestandteile wie Hopfengabe, Hefen oder Fruchtaromen erkennen. So duften belgische Biere zum Beispiel anders als Biere aus Bayern, was an der Hefe liegt. Ohne die olfaktorische Wahrnehmung könnten wir das Bier gar nicht richtig schmecken. Denn die Zunge kann nur fünf unterschiedliche Geschmacksrichtungen wahrnehmen: süß, sauer, bitter, salzig und umami. Den Rest macht die Nase! Zimt, Rosmarin, Apfelsine, Hefe oder Hopfen erfahren wir durch die Olfaktorik.
Der erste Schluck, der Antrunk: Hier werden das Biergefühl und die Aromatik beurteilt, wie etwa Süße, Bitterkeit, Hefe und Frucht. Auch das Mundgefühl, welches durch die Viskosität und Kohlensäure erzeugt wird, wird beurteilt.
Der Abgang, das Herunterschlucken des Bieres und was dann vom Biergeschmack übrig bleibt: Hier treffen wir auf Bitterkeit, Fruchtaromen oder Malzigkeit, also welches Geschmacksbild nachhallt.
Das Bewerten und Erfahren von Bier ist ein Zusammenspiel verschiedener Sinne. Unter Anleitung, worauf man achten muss, lassen sich hier spannende Geschmackserfahrungen machen.

Zwischen den Bieren sollte im Normalfall der Mundraum einmal neutralisiert werden. Hier bietet sich Wasser an, im besten Fall stilles Wasser. Des Weiteren kann man auch ein Stück Brot oder Brötchen essen.

In der Regel wird bei einem Bier Tasting mit dem leichtesten Bier angefangen, um sich dann zu den stärksten und markantesten Bieren vorzuarbeiten. Man würde z.B. mit einem Hellen beginnen, denn ein Helles ist ein sehr leichtes Bier, welches ein zartes Geschmacksmuster aufweist. Ein richtiges Pils, welches durch seine Hopfenbitterkeit besticht, würde hier schon mehr in die Mitte rutschen und ein dunkles Bier (zum Beispiel ein Stout) oder gar ein Rauchbier würden am Ende getrunken werden. Es gilt die Grundregel: Je intensiver und komplexer ein Bier schmeckt, desto weiter nach hinten rutscht das Bier in der Reihenfolge einer Bierprobe.
Warum? Die Geschmacksknospen können die leichten Biere nach den intensiven starken Bieren nicht mehr richtig wahrnehmen. Bei der umgekehrter Reihenfolge würden die hellen, leichten Biere schnell fahl und wässrig schmecken.

Generell können Teilnehmende jederzeit Fragen stellen und von der Expertise der Bierexperten profitieren. Denn darum geht es: Geschmack und Informationen, das ergibt für uns eine Reise durch den Bierkosmos oder, wie wir es auch gerne nennen, Infotainment von seiner leckersten Seite.

Thema einer Bierprobe

Weltweit gibt es eine unzählige Anzahl von Bieren. Gerne wird einer Bierverkostung ein Thema gegeben, damit der Teilnehmende für sich vorab schon mal einen Rahmen hat. So gibt es Tastings, bei denen besonders auf Biere aus verschiedenen Regionen eingegangen wird, z.B. Bayern, das Ruhrgebiet, Belgien oder die Vereinigten Staaten. Denn die einzelnen Länder und Regionen haben an sich schon eine Vielfältigkeit, mit der es sich zu beschäftigen lohnt.

Andersherum kann sich ein Biertasting auch nur mit unterschiedlichen Bierstilen befassen, denn es gibt unfassbar viele unterschiedliche Bierstile. Ist in Deutschland zumeist das Pils bekannt, haben viele noch das Helle oder das Weissbier bzw. Weizenbier auf dem Schirm. Dann geht es aber auch schon weiter mit dem Alt, Bockbier, Fruchtbieren, den Pale Ales und IPAs, den Stouts, den Sauerbieren und vielen vielen mehr. Und bei dieser oberflächlichen Aufzählung kommen historische Bierstile noch hinzu. Man sieht, dass man alleine zu dem Thema Bierstile an vielen Biertastings teilnehmen kann.

Ein weitere Möglichkeit für die thematische Ausgestaltung von Biertastings sind besondere Anlässe oder die jeweilige Saison. So werden im Winter eher dunkle Biere getrunken, während die Grillsaison doch eher hellere Biere und auch gerne mal ein kräftiges Bier fordert.

Online Biertasting

Doch Bier Tastings müssen nicht zwangsweise an einem physischen Ort stattfinden. Mittlerweile erfreuen sich digitale Biertastings immer größerer Beliebtheit. Hier werden die Biere im Voraus versendet, so dass alle Teilnehmenden pünktlich zu Beginn der Probe ihre Biere haben. Per zugesendetem Link kann sich dann zu dem Tasting auf der jeweiligen Video-Konferenz Plattform eingewählt werden. Ein oder zwei Bierexperten führen dann durch die Bierverkostung. Zusammen mit den Teilnehmenden werden die Biere getrunken, und man erfährt vieles über die Biere und deren dazugehörige Brauereien.

Der große Vorteil an den digitalen Bierproben ist, dass man ortsunabhängig von überall aus daran teilnehmen kann. Dazu werden noch Bilder und Filme gezeigt und Umfragen gestartet. Keine langen Anfahrten, keine Sorge darüber wie man nach Hause kommt, einfach nur leckeres Bier verköstigen. So sparen digitale Biertastings Kosten und Zeit für alle Beteiligten.

Ursprung der Bierprobe

Das in Deutschland altbekannte Reinheitsgebot, welches 1516 in Kraft trat, ist quasi der Ursprung der modernen Bierprobe.

Dieses Gebot ist die älteste bis heute gültige lebensmittelrechtliche Vorschrift der Welt. Es besagt, dass Bier in Deutschland nur aus Wasser, Gerstenmalz und Hopfen gebraut werden darf. Die Wirkung der Hefe wurde erst später entdeckt. Man wusste zwar, dass die Masse Hefe wichtig zum Bierbrauen war, wusste aber nicht warum und nannte diese unter anderem “Zeug”. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Reinheitsgebot zu Wasser, Malz, Hefe und Hopfen. Gesichert ist aber, dass die Qualität durch Bierproben geprüft wurde, um einen gewissen Standard zu halten. Im 15. und 16. Jahrhundert hatten Biertester, damals Bierkieser genannt, die ehrenvolle Aufgabe, die Einhaltung des Reinheitsgebotes zu überprüfen und immer wieder das Bier auf Reinheit und Geschmack zu testen.

Zu der Zeit war außerdem noch eine äußerst fragwürdige Methode zum Testen der Qualität des Bieres Gang und Gebe. Der Brauer kippte einen Teil seines Bieres auf eine Holzbank, worauf sich dann drei Männer in Lederhosen setzten und mindestens zwei Stunden sitzen blieben. Nach dieser Zeit sprangen die Herren gleichzeitig auf. Wenn die Bank an den Lederhosen kleben blieb, war genügend Malz, bzw. Malzzucker, im Bier enthalten und der Brauer hatte diesen mehr oder minder aussagekräftigen Test bestanden. Aufgrund technischer Fortschritte rückte diese Methode jedoch ab dem 17. Jahrhundert immer mehr in den Hintergrund und verschwand schließlich komplett.

Aus diesen sogenannten Bier Visitationen entstanden die heutigen Bierproben, bei denen natürlich kein Bier mehr auf Bänke gekippt wird, sondern lediglich die Geschmacksknospen, Nase und Augen beansprucht werden.

Fazit eines Biertastings: Welches Bier schmeckt am Besten?

Gerne wird am Ende eines Biertastings die Frage gestellt: Welches Bier hat euch am besten geschmeckt? Hierzu ein paar Anmerkungen:
Der persönliche Geschmack ist der persönliche Geschmack.

Deswegen gibt es kein richtig oder falsch oder besser oder nicht gut untereinander. Wie sagt der Volksmund so schön: “Es ist eben Geschmackssache!”
Nicht alle Biere müssen einem bei einer Bierprobe schmecken!

Bei einer Verkostung geht es darum, den Bierhorizont zu erweitern. Daher ist es nicht garantiert, dass jedem immer jedes Bier schmeckt. So ist das eben, wenn man Neues ausprobiert. Viele Sachen probiert man zum ersten Mal. Aber eines hat man auf jeden Fall erreicht: sein Wissen um Bier erweitert!
Nie zu viele Biere hintereinander probieren.

Wir empfehlen max. 5-6 Biere. Denn je mehr Biere ich probiere, desto betäubter wird der Geschmackssinn. Auch helfen Notizen, um sich an Geschmäcker zu erinnern.
Ansonsten können wir nur Auffordern an Biertastings, Bierproben oder Bierverkostungen teilzunehmen und so sein Wissen um Bier zu erweitern, denn der Facetten- und Variantenreichtum von Bier ist wesentlich höher und unterschiedlicher als z.B. bei Wein oder Whisky. Darum sagen wir immer: Wir laden auf eine Expedition durch den Bierkosmos ein, denn es ist eine Geschmacksreise wert!
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