Das Würzekochen
Beim Würzekochen bekommt das Bier, wie der Name es schon erahnen lässt, seine gewisse Würze und seinen einzigartigen Geschmack. Denn auch wenn das Bier schon nach dem Maischen und Läutern einen Zuckergehalt besitzt, so sind dennoch kleine Mikroorganismen im Gemisch, welche den Biergenuss stören würden. Aus diesem Grund wird die Würze gekocht.
Würde die Würze nach dem Läutern nicht noch einmal gekocht werden, so wären im Bier noch Stoffe enthalten, die bei der Gärung zu einem unschönen Gemüsegeschmack führen würden. Eine weitere wichtige Aufgabe des Kochens ist es, bestimmte noch enthaltene, aber unvorteilhafte Eiweißstoffe gerinnen und ausfallen zu lassen. Die Würze muss circa ein bis zwei Stunden kochen. Dabei ist es wichtig, dass sie wirklich sprudelnd kocht, damit zum Beispiel weitere unerwünschte Eiweißstoffe gut verklumpen und ausfallen können. Außerdem müssen die Dämpfe gut entweichen können, da sonst die herausgelösten Stoffe wieder in die Würze gelangen könnten.
Der Hopfen kommt ins Bier
Sobald die Würze kocht, gibt man den Hopfen hinzu. Dabei gibt man den Hopfen nicht auf einmal in die Würze, sondern Stück für Stück. Die erste Gabe kommt hinzu, sobald die Würze kocht. Dadurch gibt der Hopfen viele Bitterstoffe ab. Da das Hopfenaroma während des Kochens verfliegt, nimmt man für die erste Gabe meist einen billigeren Hopfen, für die zweite Gabe eher einen hochwertigen. Dieser kommt nämlich erst zum Ende der Kochzeit zu der Würze und verleiht dem Bier seinen Duft und sein Hopfenaroma.
Ist der Kochvorgang abgeschlossen kommt es zum sogenannten Whirlpool. Dieser Vorgang ist dazu da, die Eiweißflocken (Heißtrub), welche sich durch das Kochen in der Würze gesammelt haben, zu entfernen. Zudem befinden sich darin auch feste Partikel (Bruch) wie Fasern vom Hopfen. Beim Whirlpool wird mit einem Paddel kräftig durch die fertige Würze gerührt. Dies hat zur Folge, dass sich unerwünschte Stückchen und Partikel in der Mitte des Gefäßes sammeln. Anschließend wartet man eine halbe Stunde, damit sich die Partikel absetzen können und saugt sie anschließend, meist mithilfe einer Pumpe, aus der Würze heraus.
Sind alle unerwünschten Stücke aus der Würze entfernt, kommt es zur Würzekühlung. Die Würzekühlung kann entweder auf natürlichem Wege erfolgen (die Würze kann ein paar Stunden stehen bleiben, was vor allem im Winter draußen gut funktioniert), oder aber es wird ein Würzekühler verwendet. Die Verwendung eines Würzekühlers hat den Vorteil, dass die Abkühlung wesentlich schneller vonstatten geht, was der Qualität des Bieres definitiv zuträglich ist. Hier gibt es die unterschiedlichsten Techniken vom Plattenkühler über Kühlspiralen aus Kupfer bis hin zu improvisierten (desinfizierten und hitzebeständigen!) Behältnissen gefüllt mit Eis.
Exkurs: Stammwürze und IBU
Man sieht, dass der Brauprozess für Bier meist ziemlich gleich abläuft, egal ob man es mit teils abenteuerlichen Gerätschaften als Hobbybrauer macht oder es industriell herstellt. Aber wie kommt es nun, dass es so viele verschiedenste Biersorten gibt und worin unterscheiden sie sich? Und welchen Stellenwert nimmt das Würzekochen ein?
Die Antwort liegt in der sogenannten Stammwürze. Diese spiegelt die Nährstoffdichte des Bieres wieder und bildet sich im gesamten Verlauf des Brauprozesses. Der Gehalt an Nährstoffen entsteht zum einen durch das verwendete Malzkorn, sowie durch weitere Extrakte wie Aminosäuren, Eiweiße und Vitamine, welche freigesetzt werden und Bestandteil der Stammwürze sind. Zum anderen lösen sich beim Würzekochen und der Hopfengabe zusätzliche Extrakte des Hopfens wie Gerbstoffe, Aromaöle oder Alphasäuren, die ebenfalls den Gehalt der Stammwürze mit definieren. Die Stammwürze wird meistens in °Plato (1°P) angegeben. So würde 1°P bedeuten, dass vor der Gärung 100 Gramm Stammwürze 1 Gramm Extrakt enthält. 2°P bedeutet folgerichtig, dass 100 Gramm Stammwürze 2 Gramm Extrakt beinhaltet. Alternativ kann die Stammwürze auch in Prozent angegeben werden. Hat ein Bier, beispielsweise ein Tripel, eine Stammwürze von 17 Prozent, bedeutet das, dass 83 Prozent des Suds aus Wasser besteht.
Die Stammwürze im Bier sagt also viel über die Biersorte aus. Bis 7 °P spricht man von Einfachbier; von 7 bis 11 °P von Schankbier; bei 11 bis 16 °P von Vollbier und bei 16 °P und mehr von Starkbier. Aber der Gehalt der Stammwürze ist auch für die Qualität des Bieres entscheidend. Durch das Messen des Extraktgehaltes gewährleistet man eine gleichbleibende Qualität. Dies ist besonders für Großbrauereien wichtig.
Auch ist die Stammwürze eine Orientierung beim Alkoholgehalt, denn je höher die Stammwürze ist, desto mehr Hefe kann vergären, und das schlägt sich wiederum in einem höheren Alkoholgehalt nieder. Allerdings spielen dabei auch noch andere Faktoren eine Rolle, wie die verwendeten Sorten von Malz, Hefe und Hopfen sowie die Temperatur beim Maischen und Würzekochen. Die Stammwürze wird bei Bier stets in Prozent angegeben. Für die Berechnung benutzt man meist ein Refraktometer und einen Berechnungsindex.
Der IBU
Ein weiterer Index zur Unterscheidung von verschiedensten Biersorten ist der sogenannte International Bitterness Units, kurz IBU. Dieser gibt als Kennzahl den Bitterstoffgehalt eines Bieres an, welcher durch den Hopfen bestimmt wird, der die für die Bittere verantwortlichen Alphasäuren enthält. Die Unterschiede im Bitterstoffgehalt im Bier unterscheiden sich durch die verwendete Art des Hopfens (Bitter- und/oder Aromahopfen). Auch die Hopfenkochzeit ist maßgeblich, hier gilt je länger man den Hopfen kocht, desto mehr Alphasäuren werden freigesetzt. Beim Kochen verändert sich die Struktur und man spricht nun von iso-Alphasäuren. Da die Bittere maßgeblich mitentscheidend für den Geschmack und das Aromaprofil eines Bieres ist, kann der Bitterstoffgehalt natürlich kein Zufallsprodukt für den Brauer sein. Dieser hat mit Hilfe der Hopfenberechnung eine Möglichkeit, die IBU seines Bieres genau zu berechnen. Entscheidend ist die Konzentration an iso-Alphasäuren des gebrauten Bieres. So ist eine Bittereinheit (IBU) gleich 1 mg/l iso-Alphasäuren.
Es zeigt sich, dass Bierbrauen nicht einfach ein bloßes Zusammenmischen von Zutaten ist, sondern man auch als Hobbybrauer einiges an Wissen über Bier haben muss. Zur Bestimmung von Stammwürze und IBU benötigt man sogar Formeln. Bier ist also nicht nur Trinkgenuss, sondern auch eine hohe Wissenschaft!